Unternehmensnachfolge im Zeichen des digitalen Wandels

28. Januar 2018

In der Schweiz wird jedes fünfte KMU in den kommenden Jahren an einen Nachfolger übergeben. Aber aktuell beschäftigen sich nur zirka 40 Prozent der betroffenen Unternehmen mit der Nachfolge. Hinzu kommt, dass sich KMU mit der digitalen Transformation auseinandersetzen müssen, die die Industrie 4.0 mit sich bringt. Peter Martin*

Erschienen in viscom print & communication | Nr. 17 | 19. September 2017

Im Rahmen des «Think Tank von KMU Next» in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Nordwestschweiz Hochschule für Wirtschaft (FHNW) hat man sich intensiv mit dem aktuellen Stand der digitalen Transformation in Schweizer KMU und deren Bedeutung für Unternehmen, die sich in der Nachfolgeplanung befinden, auseinandergesetzt. Die Frage, die sich daraus ergibt, lautet: Ist die Thematik aufgrund der baldigen Übergabe für die aktuellen KMU-Besitzer und Besitzerinnen vernachlässigbar?

Ausgangslage Gerade in der Druckindustrie kennt man die Situation, dass die Wirtschaftswelt sich in einem rasanten Wandel befindet. Kunden nutzen zunehmend Online-Kanäle, um sich zu informieren und Güter und Dienstleistungen zu erwerben. Hieraus entstehen neue Geschäftsmodelle und Firmen. Unternehmen können auf eine Vielzahl von Möglichkeiten zurückgreifen, um ihre Aktivitäten mit technologischer Unterstützung zu beschleunigen, zu vereinfachen, anzureichern und einen Mehrwert für ihre Kunden zu erzielen. Aktuelle Studien weisen jedoch darauf hin, dass Schweizer Unternehmen, und insbesondere KMU, noch nicht soweit sind, mit dieser Entwicklung mitzugehen. Spezialisten warnen vor der Erosion der Geschäftsbasis dieser Betriebe. Zwar hat sich in der Druckindustrie in den letzten Jahren durch den Veränderungsdruck einiges getan, «Industrie 4.0» ist kein Fremdwort mehr. Trotzdem gibt es immer noch eine Kluft zwischen agilen, jungen Start-ups und einer Veränderungsbereitschaft in etablierten KMU. Letztere verspielen möglicherweise Potenziale, neue Geschäftsfelder aufzubauen bzw. sie verpassen die Umstellung, wenn alte Geschäftsfelder wegbrechen. Die KMU, die aktuell noch als Wirtschaftsmotoren der Schweiz gelten, könnten die Ignoranz der Veränderungen am Markt (Kunden, Lieferanten) in einigen Jahren deutlich zu spüren bekommen.

Die Gründe

Als Begründung für die Barrieren zu Umsetzung von Digitalisierungsprojekten werden in Befragungen von den Unternehmen oftmals finanzielle Einschränkungen und ein fehlender Zugang zu technologischen Tools angegeben. In der Druckindustrie ist der technologische Wandel eingeleitet. Daher ist das Argument der finanziellen Ressourcen stärker zu gewichten. Oft spüren die Unternehmer aber den wirtschaftlichen Druck (noch) nicht und nehmen gegenüber neuen Ideen grundsätzlich eine abwartende Haltung ein. Eine weitere Komponente ist die Übergabeproblemantik. Die Unternehmer müssen abwägen, ob es sinnvoll ist, Kontinuität zu bewahren und dem Nachfolger Erneuerungen in die Hand zu geben, oder das Unternehmen noch auf zukünftige Herausforderungen vorzubereiten.

Führungsrolle und Mitarbeitende

Die abwartende Haltung könnte durch Ressourcen- Probleme, auch durch eine weniger agile Mentalität, bedingt durch ein höheres Alter der Geschäftsleitung, begründet sein. Damit geht oft das traditionellere Führungsverständnis einher, die Zügel selber in der Hand zu behalten. Hierzu braucht es ein gewisses Vertrauen in die unteren Ebenen, denn diese müssen schlussendlich mehr Handlungsspielraum erhalten, damit das Unternehmen schneller auf Markanforderungen reagieren kann. Dies führt zu flacheren Unternehmenshierarchien und einer agileren Unternehmenskultur. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die mit den heutigen Medien aufwachsen, kommunizieren mit einer Selbstverständlichkeit über digitale Kanäle, die sich die Führungsetage teilweise erst mühsam aneignen muss. So sind diese Mitarbeiter privat teilweise digitaler unterwegs, als es im Unternehmen üblich ist. Sie müssen stärker in jene Entscheidungen eingebunden werden, die ihr Arbeitsumfeld betreffen. Zudem muss auf bestehendem Know-how aufgebaut werden.

KMU-Nachfolge

Die bereits erwähnte abwartende Haltung im Management wird oftmals noch verschärft, wenn das Unternehmen in absehbarer Zeit übergeben werden soll. Transformationsprojekte stehen dann ganz unten auf der Agenda und werden nicht mehr angestossen. Eine «Erneuerung» des Unternehmens wird automatisch durch die neue Geschäftsleitung erwartet. Dass diese aber gerade in den ersten Monaten und Jahren durch das Erlernen und Aufrechterhalten des operativen Geschäftes so eingebunden ist, dass die entsprechenden Ressourcen fehlen, wird leicht übergangen. Unternehmerinnen und Unternehmer, denen eine Nachfolgesuche bevorsteht, ist eine Auseinandersetzung mit der digitalen Transformation anzuraten. So schaffen Sie eine Kultur, die offen ist für Veränderungen, und übergeben ein Unternehmen, das bereit ist für Transformationsprojekte. Dabei geht es nicht um grosse Umbrüche, sondern um die richtige Balance zwischen den bestehenden Erfolgsprinzipien und Innovationen, auch um das Vertrauen und Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu erhalten.

Best Practices

Es gilt, die Treiber der Digitalisierung zu verstehen, Barrieren abzubauen oder zu umgehen und den Führungsaufgaben nachzukommen. Speziell bei der KMU-Nachfolge sind die Barrieren bekannt und entsprechende Empfehlungen liegen vor. Dringender Handlungsbedarf ist angeraten. Eine frühzeitige Auseinandersetzung mit der Thematik der Nachfolge und die Zuhilfenahme von Experten, um den Prozess und die Kommunikation zielgerichtet und professionell umzusetzen, ermöglicht die Weiterführung des Betriebs, das Sichern der vorhandenen Arbeitsplätze sowie ein zufriedenstellendes Ergebnis für die vielen Beteiligten wie Unternehmer, Familie, Mitarbeiter, Kunden, Treuhänder, Banken und den Nachfolger.

Zum Autor

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P. Martin

* Peter Martin ist Inhaber der Unternehmens- und Personalberatung up-advisory AG und hat über 30 Jahre Erfahrung in verschiedenen Leitungsfunktionen wie Geschäftsführung, Betriebs- und Produktionsleitung und Supply Chain in Grosskonzernen, Mittelstand und KMU unterschiedlicher Branchen. Als Berater liegen seine Schwerpunkte in der Unternehmens- Nachfolgeplanung, Organisationsund Personalentwicklung sowie Interims- Management. Er ist Mitglied im Think Tank von Netzwerk KMU Next in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Nordwestschweiz Hochschule für Wirtschaft. (Ziel der Think Tank ist es, aktuelle Themen rund um die Entwicklung der Nachfolge von Schweizer KMU zu diskutieren und Gedankenanstösse aus der Wirtschaft in die wissenschaftliche Forschung zu übertragen.) Zudem ist er Netzwerkpartner der mr2c GmbH-


Wie lange läuft die Unternehmung wenn die IT ausfällt? Was kostet ein Ausfall?

24. September 2015

Das ERP ist Kernstück eines Unternehmens. 3000 Schweizer Führungskräfte wurden zu den Kosten befragt, die ein ERP-Systemausfall verursachen würden.

burnout110108ap308Für die meisten Unternehmen bilden die ERP-Systeme das wichtigste Mittel zur Abwicklung und Überwachung der betrieblichen Leistungserbringung. Dazu gehören die Planung und Steuerung von Ressourcen wie Kapital, Personal, Material oder Informations- und Kommunikationstechnik. Der Ausfall eines ERP-Systems hätte somit organisatorische und planungstechnische Konsequenzen. Es würde ausserdem hohe Kosten verursachen, wie aus einer Studie von GIA Informatik hervorgeht.

ERP-Systemausfall kostet Grossunternehmen über 67’000 Franken täglich

Im Durchschnitt schätzen die insgesamt 3000 Befragten den Verlust beim Ausfalls ihres ERPs auf über 30’300 Franken pro Tag. Ein Drittel der Unternehmen rechnet mit einem Tagesverlust von über 50’000 Franken und Grossunternehmen mit über 1000 Mitarbeiter rechnen gar mit einem Verlust von 67’142 Franken täglich. Wie die Studie ausserdem zeigt, rechnen ältere Unternehmen mit höheren Kosten bei einem ERP-Systemausfall. Unternehmen die länger als 26 Jahre bestehen, schätzen die Kosten auf über 28’000 Franken. Jüngere Unternehmen hingegen schätzen den Tagesverlust auf „nur“ 17’500 Franken.

Manche Firmen haben einen Notfallplan für den Ernstfall. Das Pharmaunternehmen Siegfried etwa könnte die Produktion im Notbetrieb einen halben Tag lang weiterführen. Danach müsste sie eingestellt werden. „Wie viel der Tagesverlust effektiv beträgt, hängt von den jeweiligen Produktionsaufträgen ab. Ab Tag zwei kann er sich aber – bedingt durch den Ausfall des Materialnachschubs, des Produktionsunterbruchs, ausbleibender Auslieferungen, Konventionalstrafen – rasch auf eine einige hunderttausend Franken belaufen,“ wird der IT-Chef des Pharmaunternehmens, Jean-Claude Flury, zitiert.

Für die von GIA Informatik in Zusammenarbeit mit der Online Marketing AG und dem Marktforschungsunternehmen GfK durchgeführte Studie wurden zwischen April und August 2015 3000 Führungskräfte befragt. Insgesamt sind die Angaben von 57 Schweizer Firmen mit einer Wirtschaftsleistung von insgesamt 8,3 Milliarden Franken pro Jahr berücksichtigt.

Aus Inside-IT


Nachfolgeregelung KMU: Erb-und eherechtliche Möglichkeiten für die Nachfolgeplanung im Unternehmen

13. August 2015

Eine qualifizierte Beratung ist bei jeder Nachfolgeregelung KMU zu empfehlen. Hilfreich kann ein Beirat sein, der sich aus Familienmitgliedern, Fachleuten, Managern von Grossunternehmen, Bankenvertretern und dem Senior selbst zusammensetzt. Je nach Grösse des Unternehmens sollte der Beirat aus vier bis acht Personen bestehen, die sich vier- bis sechsmal im Jahr und bei ad-hoc-Entscheidungen treffen. Zu den Hauptaufgaben gehört es, die Geschäftsführung objektiv zu beraten, die Auswahl des Nachfolgers im Rahmen einer Nachfolgeregelung KMU vorzunehmen und den Übergabeprozess zu begleiten und Regelungen zu treffen, wenn die aktuelle Führungsperson plötzlich ausfällt.

Unendlichkeit ?

Sehr wichtig ist bei jeder Nachfolgeregelung KMU die Due Diligence, die Überprüfung der Firma. Wenn man das Unternehmen eines Elternteils oder Verwandten übernehmen will, besteht die Gefahr dass diese ohne Beratung nicht objektiv genug gemacht wird.Falls es Konflikte gibt, ist auch die Mediation eine gute Möglichkeit, diese zu lösen. Die in der Mediation erarbeiteten Ergebnisse sind in aller Regel tragfähiger als ein Richterspruch. Die Mediationsvereinbarung lässt sich gut durchsetzen, wenn man entsprechende vertragliche Verpflichtungen festlegt.

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