SECO-Interview mit Albert Hilber, Mitglied der Geschäftsleitung, mr2c GmbH
Sie finden diesen Text auch auf der KMU-Seite des SECO.
Die Firma mr2c bringt KMU mit unabhängigen Coachs in Kontakt, die selbst erfahrene Unternehmerinnen und Unternehmer sind. Albert Hilber, Mitglied der Geschäftsleitung und Coach, erklärt die Vorteile dieses Systems im Vergleich zu einer konventionellen Unternehmensberatung.
Unternehmerinnen und Unternehmer zu vernetzen, damit sie sich gegenseitig besser unterstützen können: Das ist die Idee von mr2c, einer 2003 in Deutschland gegründeten Firma, die seit 2007 auch in der Schweiz präsent ist. Ihre Dienstleistungen beruhen auf folgendem Prinzip: Ein KMU Unternehmer, der vor grossen unternehmerischen Problemen steht, kann sich an mr2c wenden. Ein erfahrener Coach aus dem Unternehmerverbund wird sich dann mit Ihm in Verbindung setzen. Gemeinsam mit dem Unternehmer wird der Coach dann mögliche Lösungen erarbeiten und nach Möglichkeit eine langfristige Partnerschaft mit dem Kunden aufbauen. In der Schweiz sind im Verbund von mr2c derzeit zehn Experten aktiv, die mit KMU aus unterschiedlichen Branchen wie Industrie, Informatik und Telekommunikation, medizinische Labors, Gastgewerbe, Elektronik, Personalmanagement oder Handel zusammenarbeiten.
Worin bestehen die Dienstleistungen von mr2c?
Albert Hilber: Für ein Unternehmen, das sich Unterstützung von aussen holen möchte, kann der Zugang zu einem Netzwerk von erfahrenen Unternehmern eine einzigartige Chance sein. Genau das ist die Idee von mr2c: Wir bieten KMU die Möglichkeit, von der Erfahrung und den Kompetenzen verschiedener Schweizer Experten zu profitieren. Mit unserem Netzwerk können wir die KMU auf so verschiedenen Gebieten wie Organisation, Personal, Finanzen, Vertrieb oder auch Marketing unterstützen.
Sind die Experten selbstständig tätig?
Hilber: Die Experten sind bei der Arbeit mit ihren Kunden unabhängig, können aber auf das Wissen der anderen Partner von mr2c zurückgreifen. Man könnte unsere Arbeitsweise mit der einer Anwaltskanzlei vergleichen, der verschiedene Juristen angehören: Jeder hat sein Spezialgebiet, aber gemeinsam können sie auch komplexe Fälle übernehmen, die unterschiedliche Qualifikationen erfordern. Wenn ich zum Beispiel ein Unternehmen coache, das unter anderem Probleme mit dem Personalmanagement hat, kann ich ohne Weiteres unseren HR-Experten kontaktieren. Jeder Partner von mr2c ist selbst als Unternehmer tätig.
Wie läuft so ein Coaching konkret ab?
Hilber: In der ersten Phase des Coachings wird ein Gespräch mit dem Unternehmer geführt, um eine Einschätzung des Unternehmens vornehmen zu können. Damit wird die Grundlage für eine detailliertere Analyse des Problems geschaffen. Darauf folgt eine Phase, in der wir gemeinsam mit dem Unternehmer die Schritte definieren, die für eine Verbesserung der Situation erforderlich sind. Einer meiner Kunden hatte zum Beispiel im Laufe einiger Jahre mehrere kleine Unternehmen übernommen. Er stand dann vor einer Vielzahl unterschiedlicher Informatikportale, die untereinander nicht kompatibel und somit schwer zu verwalten waren. Ich habe ihm dann dabei geholfen, alles in eine einheitliche Struktur zu bringen, damit die verschiedenen Firmen vernetzt arbeiten können.
Wie viele Coachs arbeiten für mr2c?
Hilber: Im Moment bieten wir in der Schweiz die Dienste von zehn Coachs an, aber wir sind auf der Suche nach weiteren. Als Ziel streben wir etwa 25 Partner an. Gegenwärtig konzentrieren wir uns hauptsächlich auf die Deutschschweiz. Aber einige unserer Experten sprechen sehr gut Französisch, Italienisch und Englisch.
Welche Eigenschaften muss man mitbringen, um als Partner aufgenommen zu werden?
Hilber: Ein potenzieller Partner muss eine langjährige Berufserfahrung vorweisen können – in der Regel rund zehn bis fünfzehn Jahre im Bereich der Geschäftsführung – und dabei positive Ergebnisse erzielt haben. Ausserdem muss er das Talent haben, professionell und konstruktiv mit den Kunden kommunizieren zu können.
Inwiefern unterscheidet sich das Coaching von einer konventionellen Unternehmensberatung?
Hilber: Der Coach greift auf konkretes Wissen aus der Praxis zurück. Das Coaching ist ein langfristig angelegter Prozess, der sich über mehrere Jahre erstrecken kann. Unsere Arbeit besteht darin, den Unternehmer in seinen Entscheidungen zu leiten, damit diese so effizient wie möglich ausfallen. Wir arbeiten Seite an Seite, um geeignete Lösungen zu finden. Ein Berater hingegen stellt Fragen, analysiert das Problem aus seiner Sicht und liefert dann die Lösung. Das ist eine vergleichsweise autoritäre Methode. Klassische Berater haben zwischen einer Woche und einem Monat Zeit, um die Probleme zu analysieren, und überlassen die Umsetzung der Lösungsvorschläge dann dem Unternehmen. Angesichts der gegenwärtigen Wirtschaftslage muss ein Unternehmer die Möglichkeit haben, über seine beruflichen Sorgen mit einer Person zu sprechen, die versucht, gemeinsam mögliche Vorgehensweisen zu finden und diese dann umzusetzen.
Was müssen die Unternehmen für Ihre Dienstleistungen bezahlen?
Hilber: Die erste Analyse, die etwa vier Stunden dauert, ist kostenlos. Nach dieser Sitzung hat der Kunde einen ersten Eindruck davon, welche Faktoren für Verbesserungen im Unternehmen korrigiert werden müssen. Die weitere Coaching Tätigkeit der Experten wird in Halbtagessätzen zu 650 Franken berechnet. Wir bieten auch spezielle Leistungen an, zum Beispiel Hilfe für Start-ups, Projektmanagement oder Nachfolgeplanung. Ausserdem kennen wir uns hervorragend mit Themen wie Versicherungen, Informatik und Social Media aus. Die Experten stellen den Unternehmen ihre Dienste im Bereich Coaching direkt in Rechnung; mr2c wird an diesen Einnahmen also nicht beteiligt. In das Unternehmen selbst fliesst nur Geld, wenn es um Tätigkeiten wie zum Beispiel Marketinganalysen, Projekt Dienstleistungen, Sanierungen von Unternehmen oder Nachfolgeplanung geht.
Was würden Sie jungen Unternehmerinnen und Unternehmern raten?
Hilber: Man sollte nicht nur sein Produkt kennen und lieben, sondern auch seinen Markt und seine Kunden. Ein Unternehmer muss lernen, Aufgaben zu delegieren und sich helfen zu lassen. Ein gutes Produkt verkauft sich nicht von selbst. Alles, was zählt, sind die Ergebnisse.
Zur Person/Firma
Albert Hilber, Experte für Informatik und Projektmanagement, hat ein Ingenieurstudium absolviert und diverse Managementzertifikate am Malik Management Zentrum St. Gallen und am IMD Lausanne (International Advanced Management Program) erworben. Nachdem er 25 Jahre lang auf verschiedenen Posten für ein amerikanisches IT-Unternehmen tätig war, arbeitete er als IT-Programmleiter für die FIFA-Fussballweltmeisterschaft. Anschliessend führte er weitere Mandate für die FIFA sowie für diverse Unternehmen in der Schweiz und in Deutschland aus.
Zitat
„Ein gutes Produkt verkauft sich nicht von selbst. Alles, was zählt, sind die Ergebnisse.“
Albert Hilber, General Senior Partner, mr2c, Oberrohrdorf (AG).
Links zum Thema
mr2c: https://mr2c.ch/
Soweit das Interview, das auf der KMU-Seite des SECO veröffentlicht wurde.
Mehr über die Statusanalyse und das Vorgehen von mr2c beim Coaching erfahren Sie auf der Seite Konzept.